Jochen lachte laut auf. Es war ein lautes, künstliches und gequältes Lachen. Ein Lachen das man herausquetscht, wenn einem sonst nichts mehr einfällt... Doch dabei blieb es nicht. In einem nie dagewesenen fliessenden Spanisch schimpfte Jochen mit der Angestellten vor sich. Er diskutierte, gestikulierte und wetterte was das Zeugs hielt. Mir blieb der Mund offen stehen und ich wusste nicht, was und ob ich etwas sagen sollte. Jeder der Jochen kennt weiss, dass das so gar nicht seine Art ist und er normalerweise die friedliebende Person schlechthin ist. Doch was da in Calama ablief, war wirklich unglaublich...
Wie schon so oft auf unserer Reise wollten wir ein Auto mieten. Denn mit einem 4x4 abseits der Hauptstrassen die Welt zu entdecken, das ist für uns die absolut liebste Variante des Reisens und der Inbegriff für Freiheit. Das wissen wir spätestens seit unserer Reise mit Mathilda durch Australien. So mieteten wir auch in Südamerika immer mal wieder ein solches Gefährt, um die wunderschönen Nationalparks zu erkunden. Und ich muss es an dieser Stelle mal sagen, wir hatten verdammtes Glück. Keinen einzigen Platten, keine mechanischen Probleme, immer ehrliche und freundliche Vermieter..., es war wirklich alles immer tipptopp. Bis auf das letzte Mal in Calama, nahe der Atacama-Wüste.
Wir haben das erste Mal auf unserer Reise bei einer international bekannten Firma mit vier roten Buchstaben einen Wagen online gebucht und auch zum Voraus bezahlt; ein roter 4x4 Pick-up. (Davor mieteten wir unsere Autos immer bei kleinen, lokalen Händlern). Soweit so gut. Wir erhielten die Bestätigung ein paar Tage im Voraus und machten uns am besagten Tag auf, um unser Auto abzuholen. Dort angekommen, liess man uns erst mal warten. Die Angestellten sassen alle im Nebenraum und tranken Kaffee. Nach 20 Minuten wurde es mir zu blöd und ich rief in die Runde, dass wir gerne unser reserviertes Auto abholen möchten. Es folgte eine schnippische Antwort des Chefs, doch eine Angestellte kam kurz darauf nach vorne. Doch nur um uns mitzuteilen, dass sie leider kein Auto für uns habe, der 4x4 sei kaputt. Ungläubig fragten wir nach, hatten wir doch den Wagen schon bezahlt und eine Bestätigung erhalten. Sie könne uns das Geld zurück zahlen, meinte sie trocken, etwas anders könne sie nicht für uns tun. Keine Entschuldigung, kein Angebot für einen anderen Wagen, nichts. Auch unsere Intervention, dass wir aber bereits ein Hotel in San Pedro de Atacama gebucht hätten, interessierte sie herzlich wenig. Sie zuckte nur mit den Schultern. An der Reaktion der Reinigungsfachkraft liess sich ablesen, dass dieses Verhalten hier durchaus an der Tagesordnung stand.
Tja, das war dann auch der Moment, in dem Jochen zu den besagten Sprachfähigkeiten kam und zu Hochform auflief... Trotz mehrmaligem Verlangen, hielt es der Chef nicht für nötig, mit uns zu sprechen. Er sass nur im Büro am Ende des Ganges und starrte in seinen Computer. Nach langen Diskussionen und Beharren unsererseits, bewegte sich die Dame dann doch zum Chef und organisierte uns schlussendlich ein Auto. Während wir warteten, kam übrigens ein weiterer Kunde herein. 3 Mal dürft ihr raten, was er für ein Auto abholte... genau, einen roten 4x4 Pick-up...
Mit gut zwei Stunden Verspätung konnten wir dann endlich aufbrechen, auf unsere Reise in die Atacama-Wüste.
Der Gipfel der Frechheit erwartete uns dann bei der Rückgabe. Das Auto hatte keinen Kratzer und wir brachten es (bis auf ein bisschen Wüstenstaub) selbstverständlich so zurück, wie wir es abgeholt hatten. Doch die Angestellte - diesmal war es eine andere Dame - behauptete, es fehlten zwei Bodenmatten und die eine vorne hätten wir ausgetauscht. Das hat sie uns aber nicht etwa als Fazit ihrer Inspektion erläutert. Nein. Sie hat mir einfach das Tablet hingehalten und mich gebeten, die Rückgabe zu quittieren. Erst auf unser Nachfragen, ob denn auch alles in Ordnung sei, erwähnte sie die Matten, deren Kosten wir mit unserer Unterschrift übernommen hätten. Diesmal war ich es, die einen gehörigen Wutanfall erlitt. Denn wenn ich etwas auf den Tod nicht ausstehen kann, dann ist es unfaire Behandlung. Ich machte mir diesmal nicht die Mühe, nach dem Chef zu fragen, ich marschierte einfach in sein Büro. Das einzige was mir dort einfiel? “Que es esta mierda”? (Was ist das für eine Scheisse). Da ich leider trotz Wutanfall nicht mit ungeahnten Spanisch-Kenntnissen gesegnet wurde, schimpfte ich zusammenhangslose Wörter vor mich hin, bis der Chef endlich aufstand und nach vorne kam. Den Rest regelte dann der diesmal sehr gefasste Jochen. Wir haben jedenfalls nichts zusätzlich bezahlt.
Naturschönheiten im Norden Chiles
Trotz des Autozwischenfalls hat uns der Norden Chiles sehr gut gefallen. Zuerst bereisten wir mit meiner Freundin Carmen den Parque Nacional de Lauca. Auf 3600 bis 4700 m ü. M. erfreuten wir uns an den perfekt geformten Vulkanen, den wilden Vicuña-Herden und den Flamingos in den Lagunen.
Danke Carmen für deinen Besuch und deine Geduld bei den Flamingos. Wir hatten viel Spass und es war schön, wiedermal mit einer guten Freundin plaudern zu können. (Auch wenn sie sich mit Jochen verbündet hat, um mir den teuren Alpaka-Poncho auszureden ;-)).
Anschliessend reisten wir wieder zu zweit weiter nach San Pedro de Atacama, wo wir in einer der trockensten Regionen weltweit, eine Nacht voller Wind und Regen erlebten. Dadurch wurde auch der Sonnenaufgang bei den Geysiren von El Tatio zu etwas ganz Besonderem. Die Wüstenlandschaft auf 4300 m ü. M. hat sich nämlich über Nacht in ein Winterwunderland verwandelt.
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